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Irene Hess aus Wüstenrot-Lautertal (Baden-Württemberg) züchtet unter dem Zwingernamen "of Tsin-ling-schan" (FCI) seit über 30 Jahren Peking-Palasthunde. Wieso ihr Herz besonders für die Pekingesen schlägt und welche Philosophie die erfolgreiche Züchterin Zuchtanfängern und Welpenkäufern mit auf den Weg gibt, verriet sie Chefredakteurin Susanne Kerl.  

 

Der Hund: Was fasziniert Sie an Ihrer Rasse und wie sind Sie gerade auf diese gekommen ?

Als ich meine Dackelhündin verlor, war mein Schmerz so groß, daß die Eltern und mein Mann beschlossen, mir wieder einen kleinen Hund zu kaufen. Nun sah ich vier kleine Pekingesenwelpen in einer Wurfkiste, und es war Liebe auf den ersten Blick ! Ich studierte und verglich die verschiedenen Beschreibungen von Rassehunden und ihre Standards in Fachbüchern. Dabei machte ich die Entdeckung, daß es eine Reihe von Rassehunden gibt, die historische Nachweise erbringen können. Wer sich einmal die über 2000 Jahre alte Geschichte der Pekingesen zu eigen macht, wird auch heute noch Beweise und Spuren dieser uralten Rasse finden und mir darin zustimmen daß der Peking-Palasthund auch einen Kulturwert darstellt. Einen Pekingesen sein eigen zu nennen, war einst das alleinige Privileg kaiserlich-königlicher Familien. Heute könnte man ihn als den "Jet-Set-Hund" bezeichnen, da er wegen seiner Handlichkeit und Robustheit, Anpassungsfähigkeit und Reinlichkeit überall hin mitgenommen werden kann - ob im Passagierraum eines Schiffes, im Flugzeug, bei Autoreisen oder Bahnfahrten. 
 Sprichwörtlich sind seine Wachsamkeit und Verspieltheit. Der Pekingese ist eine wunderschöne, exquisite, jahrhundertealte Züchtung für uns Heutigen und in Wahrheit: ein Gebrauchshund im Kleinformat !
 Sein niedliches, zauberhaftes Gesicht, das man nur bei wenigen anderen Rassen findet, die Kleinheit und gleichzeitige Robustheit, die Vielfalt der Fellbarben und das schön anzusehende Haarkleid faszinieren mich und haben mein Herz erobert. Das besonders liebenswerte, sehr anhängliche Wesen des Pekingesen und die erwähnenswert hohe Lebenserwartung im Vergleich zu einigen großen Rassehunden sprechen außerdem für den Pekingesen. 

Der Hund: Wie kam es zu dem Entschluß, von der Hundehalterin zur Züchterin zu werden ?


 Von Kindheit an war es mein inniger Wunsch, mehrere Hunde zu besitzen. Ich besaß zunächst einen Peken (Kosenamen für Pekingesen), dann folgten mit der Zeit drei weitere. Doch zum Züchten fühlte ich mich nicht reif genug. Ich empfand eine große Verantwortung bereits als Halterin diesen Rassehunden gegenüber. Durch eine Hobby-Zucht trägt man noch eine größere Verantwortung, und viele Voraussetzungen müssen vor Zuchtbeginn erfüllt sein. Denn allein der Wille und die Liebe zu diesen Hunden reicht nicht aus !
 Zunächst suchte ich Kontakt zu Menschen, die sich ebenfalls dieser Rasse verschrieben hatten, und so wurde ich noch jung an Jahren Mitglied des Internationalen Clubs für Japan-Chin, Peking-Palasthunde und King Charles Spaniel, gegr. 1920, e.V. im VDH/FCI. Meine Hunde wurden erfolgreich ausgestellt, aber der Gedanke, daß ich sie aus Altersgründen einmal verlieren würde, plagte mich doch sehr. Und so entschied ich mich für die Aufzucht eines Wurfes, denn von meiner "Tautina Ravenswood", genannt, "Tammy", wollte ich Fellkinder haben. So wurde meine Hunde-Familie um drei weitere Pekingesen größer. Züchten bedeutet für mich das Gute und Schöne erhalten, und in den jungen Hunden leben die älteren fort.  

 

Der Hund: Können Sie sich noch ganz konkret an den ersten Wurf unter Ihrem Zwingernamen erinnern ?
 
Bevor ich meinen ersten Wurf hatte, sammelte ich zunächst einmal fast vier Jahre Kenntnisse über diese zauberhafte Rasse. Es war genau an meinem Geburtstag, als meine "Tammy" die Nahrung verweigerte und nervös in allen Körbchen kratzend, ein Nest zu bauen versuchte. Die Geburtstagsfeier fiel natürlich aus. Bekannte und Eltern wurden telefonisch ausgeladen, denn das größte Ereignis stand nun bevor. Der Tierarzt hatte uns ja schon zuvor bestätigt, daß "Tammy" Mutter werden würde, und so wurde auch er darüber informiert, daß es bald losginge. 
 Der erste Wurf kam nun einen Tag nach meinem Geburtstag im Jahre 1970. Meine ersten selbstgezüchteten Peken-Kinder waren meine schönsten Geburtstagsgeschenke. Es war ein herrliches Erlebnis: Die Geburt verlief reibungslos und klappte vorzüglich. Die Mutterhündin verhielt sich vorbildlich. Es war eine wahre Freude, die drei Welpen in ihrem Entwicklungsphasen zu erleben. Obwohl nun 33 Jahre seit meinem ersten Wurf vergangen sind, ist jeder Wurf für mich so aufregend wie der erste.  

 
  
 
 
  
 
 
 
 

 

 

 


  
 

 

Der Hund: Was muß man als guter Züchter Ihrer Meinung nach an persönlichen Voraussetzungen mitbringen ?

Vor allem viel Liebe, Opferbereitschaft, viel Zuwendung und hingebungsvolles Einfühlungsvermögen für diese Rasse. Nicht nur die räumlichen Voraussetzungen wie Haus und Garten müssen gewährleistet sein, sondern auch ein gewisses finanzielles Polster. Mitbringen sollte man auch die Bereitschaft, sich durch fachlich-kynologische Erfahrungen anderer guter, langjähriger Pekingesenzüchter fortwährend zu verbessern, im Interesse dieser bezaubernden Rasse, und gegenüber kritischen Ratschlägen aufgeschlossen zu sein. Man kann nur immer wieder neu dazulernen, was auch eine Voraussetzung ist, um ein guter Züchter zu werden. Der Gedanke, eine Hobby- und Liebhaberzucht zu betreiben, steht dabei im Vordergrund. 
 Zuchtziele sind die ständige Verbesserung und die Förderung hervorragender Qualitätsmerkmale, insbesondere von Gesundheit und Wesen, aber auch der Schönheit. In dieser Hinsicht konnte ich sehr von wertvollen Ratschlägen und Erfahrungen einiger Züchter aus meinem Club und von befreundeten englischen Züchtern profitieren. Diese Erkenntnisse prägten u. a. maßgeblich meine züchterische Qualität und vielerlei Erfolge von Pekingesen aus meiner Zucht im In- und Ausland. 
 Beachtet werden muß außerdem der Rassestandard, der in seiner züchterischen Auslegung der Rassemerkmale jedoch niemals übertrieben werden darf !

 

Der Hund: Welche Züchterphilosophie (oder welches Motto) würden Sie Erstzüchtern besonders ans Herz legen ?

Bevor man züchtet, sollte man sich darüber im klaren sein, daß Pekingesen-Zucht nur eine reine Hobby-Zucht sein kann. Schon mancher hat versucht, mit den Pekingesen ein Gewerbe aufzubauen um mit ihrer Zucht Geld zu verdienen. Nach kurzer Zeit mußten diese Züchter die Feststellung machen, daß die Aufzucht gesunder Welpen sehr kostspielig ist und daß unsere kleinen Asiaten als Welpen nicht mit acht Wochen verkauft werden können. Ein guter Züchter wird seine Peken-Kinder nicht vor dem Ablauf von drei Monaten abgeben. 
Von größter Wichtigkeit ist für den Hobby-Züchter die Gemeinschaft, d.h. ein Verein, welchem wahre Idealisten und Gleichgesinnte angehören. Ein guter Verein wird in seinen Satzungen und Zuchtreglements immer die Interessen des Hundes an den vordersten Platz stellen. Hier sind bei der Wahl eines Hundevereins für den Erstlingszüchter Informationen unerläßlich. 
Besucht man Ausstellungen, so besteht die Möglichkeit, daß man erfahrenen Hobby-Züchtern begegnet, Kontakte knüpft und dabei wertvolle Ratschläge und sogar Hilfsangebote erhält. Gute Hobby- und Liebhaberzüchter zeigen Erstzüchtern gerne ihre Hilfsbereitschaft und freuen sich über die Vergrößerung ihrer Hobby-Zucht-Familie. 
Die kynologische Fachliteratur (über Gynäkologie, Andrologie, usw.) dient uns als Lehrmaterial, und das Lernen im Interesse unserer zauberhaften Pekingesen-Rasse endet niemals. Auch die Wissenschaft bietet uns Informationen von hohem Wert.
Unverzichtbar ist die Einbeziehung eines guten, vertrauenswürdigen Tierarztes, an den man sich falls unvorhergesehene Ereignisse eintreten, auch außerhalb der üblichen Praxiszeiten wenden kann. Man muß den Erstzüchtern die große Verantwortung des Züchtens bewußt machen. Das Vorerwähnte kann nur ein Teil der Voraussetzungen sein. Von großer Bedeutung ist nicht nur allein das Wissen um die Rassehundezucht. Notwendig ist auch, die gemachten Erfahrungen gewissenhaft zu analysieren und Negatives in seiner Zucht nicht zu wiederholen. Man muß selbstkritisch gegenüber seinen eingenen Zuchtresultaten sein, damit viele Punkte zum Wohle der Rasse und der Rassehundezucht berbessert werden können.

 

Der Hund: Nach welchen Kriterien wählen Sie ihre Welpenkäufer aus ?

Man muß sich vor Augen halten, daß sich in den über 30 Jahren, so lange ich meiner Hobby-Zucht nachgehe, einiges bei uns Menschen geändert hat: Wir haben einige neue Sportarten bekommen, wir haben eine große Veränderung durch die Computerwelt erfahren, um nur wenige Aspekte zu nennen. Meine Kriterien bei der Auswahl von Welpenkäufern sind in diesen 30 Jahren allerdings gleich geblieben. Es fällt mir nach wie vor seh schwer, ein Peken-Kind abzugeben, und die erste Zeit ist man um das kleine Wesen sehr besorgt. 
 Bereits am Telefon erlaube ich mir, beim Gespräch vorsichtig vorzutasten, warum und weshalb der Interessent einen Pekingesen möchte und ob die erforderlichen Voraussetzungen zur Haltung eines Hundes überhaupt gegeben sind. Selbstverständlich ist für mich dabei, Menschen, die noch niemals einen Pekingesen besessen haben, sehr intensiv und gut aufzuklären und ihnen die Vorzüge und die Freude an diesem neuen Familienmitglied aufzuzeigen. 
Ich lege besonderen Wert darauf, daß der Kaufanwärter auch schon vor der Welpenabgabe freudiges Interesse zeigt und seinen künftigen Welpen hin und wieder besuchen kommt, sofern es die Entfernung gestattet. Somit hat dieser auch die Möglichkeit, das Muttertier und die Wurfgeschister zu sehen, und der künftige Besitzer erscheint dem Welpen dann bei der Abgabe nicht mehr ganz so fremd. In trauter und familiärer Atmosphäre lernt man bei Kaffee und Kuchen den Kaufinteressenten etwas näher kennen, was für mich hinsichtlich der Abgabeentscheidung natärlich unerläßlich ist. Hierbei konnte ich auch schon viele nette Bekanntschaften knüpfen, was für den weiteren Kontakt zwischen mir und dem Welpenkäufer - im Interesse des Pekingesen - nur dienlich sein kann. So habe ich als Hobby-Züchter die tröstende und beruhigende Gewißheit, daß es dem Hundekind gut geht. Selbstverständlich bekommt der Besitzer meinerseits wiederum eine dienliche Hilfestellung für seinen Pekingesen.
Zudem vertrete ich die Ansicht, daß sich ein wirklich guter Hobby- und Liebhaber- Züchter über den Kontakt für die gesamte Lebensdauer des von ihm gezüchteten Hundes freuen sollte. 
Wenn manchmal leider unausweichliche Problemfälle auftreten, bin ich selbstverständlich auch bereit, das Hundekind zurückzukaufen und es wieder nach Hause zu nehmen. 

Der Hund: Welchen Stellenwert haben Ausstellungen für Sie ?

Die Ausstellungen sind das Fenster, in welches wir neugierig und voller Erwartungen hineinschauen dürfen: Hier sehen wir die züchterischen Leistungen unserer Züchterkollegen aus dem In- und Ausland.
Ausstellungen bieten eine gute Gelegenheit, Zuchtresultate zu vergleichen, um damit die Qualität der eigenen Zuchtleistungen ermessen zu können. Auch werden hier Erfahrungen und neue Erkenntnisse ausgetauscht. Stammbäume und deren Linien dienen der Diskussion, und viele gute Bekanntschaften, ja sogar Freundschaften, wurden schon durch die Schauen geschlossen. Ausstellungen bieten uns Begebenheiten und Erkenntnisse, die uns viel Freude bereiten können. Zu meinen besonderen Freuden zählen u.a. die hervorragenden Ausstellungserfolge meiner selbst gezüchteten Pekingesen in den Händen meiner Käufer. Zur Zeit erfreuen mich in besonders hohem Maße die Peking-Palasthunde Champion "Eika´s Son of Tsin-ling-schan", genannt "Sonny", im Besitz von Herrn Jörg-Peter Schweizer, sowie der Champion "Valentino of Tsin-ling-schan" im Besitz von Dr. Zusana Brotánková.  
 
 
  
 
 
  
 
 
 

 

 

 

 

 
  
 
Die Grössten Erfolge
 
 Schon Irene Hess erster Import-Rüde "Oakmere Ku-Zi-Zee" aus englischen Spitzenlinien wurde Deutscher und Internationaler Champion. Bereits 1973 gewann ihr nächster aus Großbritannien importierter Rüde "Ravenswood Rodriquez", genannt "Roddy", den Weltsieger-Titel und wurde in kurzer Zeit Deutscher und Internationaler Champion. Alle Welpen des A-Wurfs "of Tsin-ling-schan" ("Anatoli", "Antoschek" und "Anuschka") wurden später Deutsche Champions. "Anuschka" und "Antoschek" errangen neben dem Titel "Internationaler Champion" in sieben verschiedenen europäischen Ländern Höchstbewertungen. 
 Immer wieder importierte Irene Hess Spitzenhunde aus englischen Toplinien, deren Nachwuchs in Deutschland viele hervorragende Hunde mit Championstatus hervorbrachten. Sie war außerdem die erste deutsche Pekingesen-Züchterin, die einen Englischen Champion ihr eigen nennen konnte: "Ch. St. Sanja Trumpps Up of Penang" beeinflußte nicht nur die Qualität ihrer eigenen Pekingesen-Zucht, sondern ebenfalls jene namhafter Züchter im In- und Ausland. Seit kurzem widmet sich Irene Hess auch der Zucht von King-Charles-Spaniels.

 
 
 

Der Hund: Was war im Laufe Ihres Züchterlebens Ihr schönstes und Ihr schlimmstes Erlebnis ?

Als ich im Jahre 1972 schwer erkrankte, durfte ich die Erfahrung machen, daß meine Pekingesen in besonderer Weise um mich herum waren. Ihre Stimmung und Laune hat sich meiner traurigen Situation sehr angepaßt. Die Mutter des ersten Wurfes verweigerte sogar jegliche Nahrung. Besorgt besuchte mein Gatte mit "Tammy" verschiedene Tierärzte. Diese konnten keine Erklärung für die Verweigerung der Nahrung finden. Erst als ich wieder gesund wurde, nahm sie fröhlich wie gewohnt die Nahrung zu sich. Ich bin der Meinung, daß das Seelenleben des Hundes hoch entwickelt ist. Es gibt viele Berührungspunkte mit dem unseren. 
Die Zuneigung, Anhänglichkeit und das liebe Wesen meiner Hunde erfreuen mich jeden Tag.
Das Verlieren und Abschiednehmen von einer treuen Hundeseele ist für mich immer das Schlimmste.


Der Hund: Welche kynologische (Fach-) Literatur schätzen Sie besonders ?

Empfehlenswert wind die wissenschaftlichen Berichte und Abhandlungen des Verbandes für das Deutsche Hundewesen e.V., mit Sitz in Dortmund, rund um den Rassehund. In den verganenen Jahren hat der VDH enorme Leistungen im Interesse der Rassehundezucht vollbracht. So bietet der VDH eine Fortbildungs-Akademie für die ehrenamtlich tätigen Vereinsvorstände, Zuchtwarte, Zuchtverantwortlichen usw. an. Interessant finde ich die Berichte von Frau Dr. Helga Eichelberg, Obfrau für Wissenschaft und Forschung im VDH. Empfehlenswert ist das Buch "Hundezucht naturgemäß mit Liebe und Verstand" von Ilse Sieber / Eric H. W. Adlington, Verlag Gollwitzer, Weiden, sowie das Buch von Eric F. Daglish: "Hundezucht auf Grund der Vererbungslehre - Ein Leitfaden für die Praxis", erschienen im Albert Müller Verlag, Schweiz. 

 

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Züchtersteckbrief

 

erschienen in der Fachzeitschrift für den Hundefreund "Der Hund"
Ausgabe Nr. 2 / 2003

(Barry) Champion St. Sanja Trumpps Up of Penang-Kinder

Pavlor-Kinder

Multi Champion Valentino of Tsin-ling-schan

Champion Eika´s Son of Tsin-ling-schan  "SONY"

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